Weil unser mittleres Kind eine Behinderung hat, arbeite ich in Teilzeit und bin die zweite Tageshälfte für meine Familie da. Wenn ich zu meiner Arbeit gefragt werde, erzähle ich aber von meinen Projekten, die ich im Rahmen meiner bezahlten Teilzeitarbeit auf die Beine stelle.
Erstaunlicherweise ist noch nie jemand von selbst darauf gekommen, dass ich halber Hausmann sein könnte und sozusagen als Vater arbeite. Warum eigentlich? Ist das keine Arbeit? Ist das keine ernstzunehmende Aufgabe für einen Mann? Ist es nicht so viel wert, weil es nicht bezahlt wird?
Würde das Versorgen der Familie genauso gut entlohnt werden wie die Tätigkeiten außerhalb, wären diese Aufgaben in der Familie deutlich mehr wertgeschätzt!
Wir leben in einer Welt, die zwar viel über Väter redet, das Vater-Sein selbst aber nicht als lebensentscheidende Aufgabe sieht. Dabei ist es doch von großem gesellschaftlichem Interesse, Kinder groß zu ziehen! – Ich versuche meinen Kindern Glaube, Liebe und Hoffnung mitzugeben, und dabei verändere ich mich selbst!
Unsere Kinder tauchen in unserem Leben auf und beanspruchen uns umfassend, Göttern ähnlich; sie fordern uns so, wie niemand anderes es könnte, und wir Eltern haben die Chance, tiefe Verbundenheit zu erfahren und reifer zu werden.
Ich wünschte mir, auch die Väter würden zeigen, was für bemerkenswerte Entwicklungen sie über die Jahre selbst durchmachen im Zusammenleben mit ihren Kindern. Wer aus dem Schatten eines emotional verkümmerten Vaters herausgetreten ist, hat viel zu erzählen und wird die schlechten Erfahrungen mit den eigenen Eltern nicht mehr an seine Kinder weitergeben! Das ist harte Arbeit. – Ich glaube, es sind diese Geschichten, die wir uns erzählen müssen!
Henning Ernst (verheiratet, 3 Kinder und ist außerdem verantwortlich für die Männerarbeit in Schleswig-Holstein.)